Produktion der Plaisiranstalt!
Parzival
„Gewalt ist Analphabetentum der Seele.“
Rita Süssmuth
Parzival will ein Ritter werden.
Er will nicht mehr wohlbehütet sein. Er will nicht mehr, dass ihn seine Mutter vor allen und allem beschützt. Parzival will hinaus aus dem sicheren Wald und endlich in der großen weiten Welt seine eigenen Abenteuer bestehen.
Gawan nimmt sich seiner an und lehrt ihn, was es heißt, ein Ritter zu sein: Kämpfen, anderen Angst machen, nicht zulassen, wenn wer frech zu ihm ist, keine Fragen stellen, weil dann die Menschen denken könnten, er ist dumm … Gawan lehrt Parzival, seinen Mann zu stehen.
Auf seiner ganz persönlichen Suche nach dem Gral entdeckt Parzival nach und nach seinen eigenen Weg jenseits von Gewalt und stumpfem Befolgen althergebrachter Regeln und Lektionen, wie man zu sein hat.
Parzival. Ab 8 und für alle
Dauer: 60 Minuten
Schauspiel
Team: Aleksandar Acev, Paola Aguilera, Raoul Biltgen, Lisa Furtner, Klaus Huhle, Sven Kaschte, Guido Mentol, Emily Richards, Barbara Schubert
Die Produktion PARZIVAL war nominiert für Stella 18 in der Kategorie „herausragende Produktion für Kinder“, der Parzival-Darsteller Klaus Huhle wurde in der Kategorie „herausragende darstellerische Leistung“ ausgezeichnet.
Mehr Infos zu Stella 18.
Diese Produktion wurde gefördert von
Fotos
Presse
Stefanie Porath, Kulturwoche.at, 25.4.2018
Vom Ritter werden und Mensch bleiben
Parzival will ein Ritter werden. Wohlbehütet aufgewachsen unter den Fittichen seiner Mutter sehnt sich Parzival nach eigenen Abenteuern. Doch was mach einen Ritter überhaupt aus? Nach diesem 70-minütigen Vergnügen wissen wir nicht nur das, sondern haben auch erfahren, was es heißt, seinen eigenen Weg zu gehen. Und das auf äußerst amüsante Weise!
Regel Nummer… – Bei welcher Nummer waren wir?
Auf der einen Seite haben wir Klaus Huhle, welcher auf fabelhafte Weise einen treu herzlichen und kindlich naiven Parzival gibt. Auf der anderen Seite sehen wir Sven kaschte, welchen wir nicht nur für seine überragend komische Darstellung von Mudder loben können, sondern auch für die vielen anderen Rollen, in die er im verlauf des Stückes schlüpft. Dazu gehört unter anderem König Artus, der rote Ritter, und Anfortas, der Hüter des Grals. Allen voran steht er aber als Ritter Gawain auf der Bühne, welcher versucht, durch unzählige Regeln für Ritter, aus dem naiven Parzival einen knallharten Ritter zu machen (und auch modisch hält er einige Tipps parat.)
“Du siehst lächerlich aus” – “Aber es ist lustig”
Auf seinem BMX-Pferd macht sich Parzival auf den Weg, um ein richtiger Ritter zu werden, stolpert von einem Abenteuer ins nächste und endet schließlich als Rosa-Ritter. Doch eine Rosine Rüstung reicht noch nicht, um ein richtiger Ritter zu sein. Dazu muss schon der heilige Gral her… – Schnelle Dialoge, witzige Charaktere und Schauspieler, die sich nicht ganz so ernst nehmen, davon lebt Raoul Biltgen Stück. Und natürlich von der Sympathie für Charaktere, denn seien wir mal ehrlich: wer könnte Klaus Huhle nicht gernhaben als Parzival?
Wir sind geboren, um frei zu sein
Letztendlich sind es auch nicht die Ritter-Regeln und die Anweisungen, wie er sich zu verhalten hat, die ihn auf seine eigene Art zum Held machen, sondern die Tatsache, dass er sich selbst treu geblieben ist. “Parzival” ist eine Hommage an die Freiheit, man selbst zu sein, seinen eigenen Weg zu gehen und sich nicht beirren zu lassen, denn Regel Nummer eins für einen echten Ritter ist: Bleib dir selbst immer treu.
Melanie Vigelius, Kulturwoche.at, 4.5.2018
Ich bin Parzival und ich will ein Ritter werden
Parzival wächst, wohlbehütet und vor allem und allen beschützt, bei seiner Mutter im Wald auf. Ihr Mann, ein Ritter, hatte sie noch vor Parivals Geburt verlassen. Doch trotz des geborgenen Umfelds wächst in Parzival ein immer stärker werdender Drang, den sicheren Wald zu verlassen und wie sein Vater ein Ritter zu werden. Als er sich schließlich aufmacht, nimmt sich Gawan seiner an und bringt ihm bei, was es heißt ein Ritter zu sein: kämpfen, anderen Angst machen, keine unnötigen Fragen stellen… Parzival nimmt Gawans Lehren dankbar an und bemerkt dabei nicht, dass er dadurch immer abgestumpfter wird. Dies erkennt er erst, als er auf der Suche nach dem Gral – der letzten Prüfung eines Ritters – dem alten, kranken König Anfortas Mitleid zeigen soll. Parzival besinnt sich schließlich auf seinen eigenen Weg: Er will ein Ritter sein. Aber er will auch schwach sein dürfen oder Fragen stellen und nicht immer kämpfen müssen.
Eine Frage des Alters?
Das Stück von Raoul Biltgen wurde im Dschungel Wien unter der Regie von Paola Aguilera umgesetzt. Die Rolle des Parzival übernahm dabei Klaus Huhle. Obwohl der Altersunterschied zwischen Rolle und Schauspieler zunächst etwas merkwürdig wirken mag, verliert sich dieser Eindruck im Verlauf des Stückes. Huhle verkörpert den naiven, mit der Welt außerhalb des Waldes völlig überforderten Parzival überzeugend. Seine quirlige Spielweise lässt nur zu leicht Sympathie und Verständnis für seine Rolle aufkommen, auf der Suche nach dem Gral hilft ihm daher auch das Publikum. Gawan, und die übrigen kleineren Figuren, werden von Sven Kaschte gespielt. Jeder einzelnen Figur verleiht er eine Eigenart, die sich deutlich und leicht erkennbar von den anderen unterscheidet. Durch den Einsatz von verschiedenfarbigem Licht, Toneinspielungen sowie festen Positionierungen der Figuren werden diese Verwandlungen differenziert. Obwohl Identitätsfindung und Überbehütetsein eher ein kindliches Problem zu sein scheinen, hebt diese Inszenierung die Thematik gerade durch die Wahl der Schauspieler aus diesem Alterskontext heraus und wirft damit die Frage auf: Sind Identität und Eigenständigkeit wirklich nur für Heranwachsende ein Problem?
Komödiantischer Erziehungsratgeber
Die Sprache des Stückes ist eher umgangssprachlich und daher auch für das Alter ab 8 Jahren einfach verständlich. In den bildlichen und beschreibenden Ausdrücken wie „Zack Boom“ (für zuschlagen) und familienalltäglichen Formulierungen wie „Ich will…“ – „Du musst aber…“ kann sich wohl jeder Zuschauer, egal welchen Alters, gut wiederfinden. Diese Parzival-Version ist ein gelungenes Stück, das komödiantisch einige Erziehungsregeln hinterfragt und dabei doch schlussendlich eines zeigt: Den eigenen Weg muss jeder selbst finden, ohne ermahnende oder bestimmende Worte; der Gral liegt in jedem selbst.
Theresa Luise Gindlstrasser, jungekritik.com, 13.3.2918
Parzival, ein Zeitgenosse
Parzival /// von Plaisiranstalt /// Dschungel /// 8+ /// Theresa Luise Gindlstrasser ///
„Ich will Ritter werden“, trotzt Klaus Huhle als Parzival. Führt Sven Kaschte als Gawan, Ritter par excellence, sein Pferd (ein felliges Fahrrad), seine Rüstung (ein schwarzer Sweat-Suit mit goldenen Streifen), sein Können (Bäm! Zack!) und Benehmen (Ein Ritter stellt keine Fragen!) vor. Glänzt vor lauter Überlegenheit, grinst vor lauter Kraft und Kompetenz. Im Verlauf der 70-minütigen Produktion „Parzival“ in der Regie von Paola Aguilera nimmt sich Kaschte noch und noch eine Rolle vor – die Helikopter-Mutter, die Geliebte, König Artus, Hüter der Gralsburg Anfortas – und arbeitet sich mit Dialekten und Körperhaltungen in jeweils spezifische Komik hinein.
Parzival hingegen bleibt Parzival, bleibt der gegen sein Alter als jugendlicher Abenteurer besetzte Huhle. Erobert sich die Rüstung des roten Ritters und trägt fortan einen rosaroten Jumpsuit mit dazu passender Badehaube. Er will Ritter werden! Neugierige Aufregung und ängstlicher Trotz, tappst Huhle mehr nebenher von Abenteuer zu Abenteuer. Autor Raoul Biltgen hat den Parzival-Versroman von Wolfram von Eschenbach, zwischen 1200 und 1210 entstanden, von allem heldischen Hochmut entstaubt. Im raschen Klipp-Klapp der Dialoge kommt nicht nur der Schabernack zu allen Pointen, kommt auch die Eitelkeit und Tollpatschigkeit der Figuren ans Licht.
Am Ende – Parzival hat Anfortas nicht gefragt, warum er denn so leide und also seine Chance auf Erwerb des Grals verspielt – läuft die Moral von der Geschicht nicht bloß aufs Lernen von mitleidiger Aussetzung der ritterlichen Regeln hinaus, sondern auf ein umfassendes, anarchisches, alle ritterlichen Regeln in Verhältnis zu ihrer Sinnhaftigkeit setzendes „wir sind geboren, um frei zu sein“ von Ton Steine Scherben. Parzival, eine Coming-of-Age-Komödie par excellence.
Autor: Raoul Biltgen, Regie: Paola Aguilera, Dramaturgie: Guido Mentol, Bewegungscoach: Aleksandar Acev, Licht: Hannes Röbisch, Schauspiel: Klaus Huhle, Sven Kaschte.
Die Kritik zum Nachlesen auf jungekritik.com
Heinz Wagner, Kurier, 9.3.2018
Amüsantes Zerlegen von Helden-Mythen
Humorvolle Kritik an so manchen Erziehungsregeln in der „Parzival“-Version der Plaisiranstalt im Dschungel Wien.
Äußerst amüsant, aber doch nie klamaukhaft, wird in dieser „Parzival“-Version im Dschungel Wien der Heldenmythos aufs Korn genommen. Die Plaisiranstalt macht damit ihrem Anspruch, den sie in den Namen packte, alle Ehre – ein wahrhaftes Vergnügen sind die 70 Minuten.
Naiv-kindlich gegen Gewalt
In diesen kannst du Klaus Huhle als Parzival erleben, der in der Art eines naiven, kindlichen Clowns im besten Sinne, dabei ist, die/seine Welt zu entdecken. Begleiter von seinem Mitspieler Sven Kaschte, der in einige Rollen schlüpft: Als Mudder klammert sie/er so, dass jeder Baum, auf den der Junge auch nur klettern will, gefällt werden muss. Ob da noch was vom Wald in dem sie leben, übrigbleibt? Als Ritter Gawan, der mit Goldhelm auf seinem BMX-Rad auf die Bühne düst, macht er voll auf Ober-Macho, um den jungen Parzival dieses Rüstzeug zu vermitteln – „hey, was ‚ssss?!“ Obendrein mimt er noch den berühmten König Artus – in weiter Ferne sowie einen roten Ritter, den er besiegen muss, um sich dessen Rüstung anzueignen. Diese „Rüstung“, ein rosaroter Jump-Suit (Strampler für Erwachsene) macht das Heldenhaft-Sein so richtig lächerlich.
Suche nach dem eigenen Weg
Mit den „Lektionen“ auf dem Weg zum Ritter-Sein wie „keine Fragen stellen“ ebenso wie mit der „Helikopter“-Mutter, „ein richtiger Mann/Ritter muss gewalt(ät)ig sein“ werden so manch gängige Erziehungsregeln hinterfragt – alles immer mit Augenzwinkern, Humor oder fallweise eben auch lächerlich-Machen. Parzival kommt dem „heiligen Gral“, dem Ziel der Sage, erst näher, als er seinen eigenen Style, den Weg zu sich selbst findet – und das ganz ohne erhobenem Zeigefinger.
Die Kritik zum Nachlesen auf kurier.at
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