Produktion der Plaisiranstalt!

Giuseppe Rizzo, Petra Strasser, Sven Kaschte in Die Geschichte der Menschheit in 90 Minuten | Plaisiranstalt | Foto: Raoul Biltgen

© Foto: Raoul Biltgen

Die Geschichte der Menschheit in 90 Minuten

„Die Menschheit ist ein Buch, das immer wieder von Neuem aufgelegt wird, ohne die Aussicht, jemals ein Bestseller zu werden.“

William Faulkner

Die Alten sagen: „Früher war alles besser.“
Die Jungen sagen: „Morgen ist auch noch ein Tag.“
Was aber, wenn die Alten recht haben? Wenn es also von Tag zu Tag nur schlechter wird? Wäre es dann nicht gut, wenn morgen nicht auch noch ein Tag wär? Wenn es heute Abend zu Ende ging? Mit uns? Mit der Menschheit?

Und was, wenn wir uns beweisen müssen? Hier und jetzt? Um überleben zu können. Um überleben zu dürfen!

Was hat die Menschheit also so Tolles hervorgebracht in den letzten Jahrhunderten und Jahrtausenden? Den aufrechten Gang? Krieg und Frieden? Ötzi, Cäsar und von Bingen? Sissi, Hitler und die Beatles? Staubsauger und Atombomben? Finanzkrisen? Autobahnen? Befinden sich die Menschen in ihrem ewigen Streben nach dem absoluten Glück wirklich auf dem richtigen Weg?

Oder hat das Unternehmen Mensch eh keinen Sinn?

Die Geschichte der Menschheit – ein Projekt, das zum Scheitern verurteilt ist.

Nach „Phalli“ gastiert die Plaisiranstalt wieder am TAG, diesmal mit dem Stück „Die Geschichte der Menschheit in 90 Minuten“.

Premiere am 19. März 2011 am TAG – Theater an der Gumpendorfer Straße

Team: Paola Aguilera, Vanessa Bersis, Raoul BiltgenSven Kaschte, Giuseppe Rizzo, Eva-Maria Schachenhofer, Barbara Schubert und Petra Strasser

Stückerechte: Thomas Sessler Verlag

Diese Produktion wurde gefördert von
<h4><img class=“alignnone size-medium wp-image-800″ src=“https://www.plaisiranstalt.at/wp-content/uploads/Stadt_Wien_Kultur_pos_rgb.png“ alt=“Stadt Wien“ /></h4>

Zurück

Fotos

Giuseppe Rizzo, Petra Strasser, Sven Kaschte in Die Geschichte der Menschheit in 90 Minuten | Plaisiranstalt | Fotocredit: Raoul Biltgen

Giuseppe Rizzo, Petra Strasser, Sven Kaschte | © Foto: Raoul Biltgen

Giuseppe Rizzo, Petra Strasser, Sven Kaschte in Die Geschichte der Menschheit in 90 Minuten | Plaisiranstalt | Foto: Raoul Biltgen

Giuseppe Rizzo, Petra Strasser, Sven Kaschte | Foto: Raoul Biltgen

Giuseppe Rizzo, Petra Strasser, Sven Kaschte in Die Geschichte der Menschheit in 90 Minuten | Plaisiranstalt | Foto: Raoul Biltgen

Giuseppe Rizzo, Petra Strasser, Sven Kaschte | Foto: Raoul Biltgen

Giuseppe Rizzo, Petra Strasser, Sven Kaschte in Die Geschichte der Menschheit in 90 Minuten | Plaisiranstalt | Foto: Raoul Biltgen

Sven Kaschte, Petra Strasser und Giuseppe Rizzo | © Foto: Raoul Biltgen

Giuseppe Rizzo, Petra Strasser, Sven Kaschte in Die Geschichte der Menschheit in 90 Minuten | Plaisiranstalt | Foto: Raoul Biltgen

Petra Strasser, Sven Kaschte und Giuseppe Rizzo | © Fotocredit: Raoul Biltgen

Presse

Margarete Affenzeller, Der Standard, 20. März 2011

Rad, Mondlandung, Facebook

Raoul Biltgens „Geschichte der Menschheit“ im TAG

Wien – Theaterabende, die sich inhaltlich zu Uferlosigkeit bekennen – etwa Shakespeares sämtliche Werke, leicht gekürzt -, haben schon von vornherein Reservejoker: Das Publikum bringt viel Nachsicht für das massige Unterfangen mit, und langweilig wird es aufgrund der anlassgebundenen hohen Betriebstemperatur sowie der Dramaturgie einer Aneinanderreihung von Höhepunkten auch nicht. So verhält es sich auch bei Raoul Biltgens Stück Die Geschichte der Menschheit in 90 Minuten, das von der Gruppe Plaisiranstalt nun im Theater an der Gumpendorfer Straße (TAG) erstaufgeführt wurde.

Sven Kaschte, Giuseppe Rizzo und Petra Strasser schlängeln sich unter Zuhilfenahme kleiner kostümtechnischer Nuancierungen durch 5000 Jahre Menschheitsgeschichte. Allein das Aufstellen der Hemdkrägen katapultiert sie Jahrhunderte zurück. Biltgen, der einst von Hans Gratzer am Wiener Schauspielhaus als Dramatiker vorgestellte Luxemburger, heute in Wien wohnhaft, arrangierte klug gewählte und durchwegs verklausuliert geschriebene Kurz- und Kürzestszenen historischer Begegnungen in loser Folge. In Paola Aguileras dynamischer Inszenierung rekapitulieren sie die Menschheitsgeschichte als eine Kette von Verweisen.

Aus Rad wird Töpferscheibe, aus Marie Curie beim Friseur wird Mona Lisa von da Vinci. Robert Schumann trifft Richard Wagner, Hitler auf einen Akademieprofessor; auf Eva Braun folgt der Schüleramok. Man versteht historische Begebenheiten in Kombination mit neuen Kontexten anders zu deuten. Etwa wenn sich Arminius über das Sprachengewirr in der Ewigen Stadt Rom aufregt: „Unsere Wälder sollen bitte schön unsere Wälder bleiben.“ Man sollte diesen Theaterabend als ein Spiel begreifen, als Rätsel- und Gedankenspiel, ohne Dringlichkeit.


Stephanie Doms, Kurier.at, 21.03.2011 08:00

90 Minuten karikierte Geschichte

Im Theater an der Gumpendorfer Straße ist „Die Geschichte der Menschheit in 90 Minuten“ in ein mehr als nur passables Bühnenstück verpackt.

Marie Curie sitzt beim Frisör und klagt der Frisöse ihr Leid. Die Haare gehen ihr aus. Vermutlich wegen ihrer Arbeit und dem Radioaktivitätszeug, über dessen Auswirkungen keiner so wirklich Bescheid weiß. Was man denn mit den Haaren machen könne? Welche Frisur die beginnende Glatze vertuschen könne?

Szenenwechsel.
Kokoschka ist fertig mit den Nerven. Er macht sich Vorwürfe und sucht die Schuld am Grauen des Geschehens bei sich. Alles wäre vermutlich ganz anders gekommen, wäre nicht er sondern Adolf Hitler an der Kunstakademie aufgenommen worden. Doch ein Freund beruhigt ihn. „Heil Kokoschka“ hätte sich auch nicht besser angehört.

Szenenwechsel.
Eva und die Schlange sitzen unter dem Apfelbaum. Aus reiner Langeweile scheint die Schlange Eva überreden zu wollen, von dem leckeren, roten Apfel zu kosten, der da über ihnen im Baum hängt. Verständlich, eigentlich. Ist doch ziemlich fad im Paradies, so ganz ohne Lust und Sünde.

Die Geschichte der Menschheit
Geschafft: Philipp Reis demonstriert die Funktionstüchtigkeit seines Telefons.Was das ganze soll? Dies, liebes Publikum, ist Geschichte. Und zwar jene der Menschheit.
Was wir an Eindrucksvollem und weniger Grandiosem erreicht haben, zieht in Raoul Biltgens Stück „Die Geschichte der Menscheit in 90 Minuten“ in relativ kurzer Zeit an uns vorbei in einer achronologischen Abfolge einzelner Szenen. Die Plaisiranstalt, die nach „Phalli“ nun mit einer weiteren Produktion im TAG zu sehen ist, überraschte bei der Uraufführung am Samstag mit einer ungewohnten Inszenierung von Regisseurin Paola Aguilera. Diese kommt wie ein Stegreiftheater daher. Stellenweise ist man sich nicht sicher, ob die Texthänger echt sind oder zum Stück gehören. Beachtlich sind die Leistungen des Schauspielertrios aber in jedem Fall: Petra Strasser, Sven Kaschte und Giuseppe Rizzo wechseln rasend schnell zwischen unzähligen Charakteren und verleihen historischen Figuren karikierte Gesichter. Da kommt Kleopatra als Domina daher, die den willenlosen Cäsar verführt, und Jesus ist ein nicht ganz zurechnungsfähiger Typ mit Kapuzenpulli und Visionen, der das Auspeitschen gelassen sieht („Das gehört dazu.“).

Fazit: Am Ende löchrig
Martin Luther erklärt seinen Eltern, dass er ins Kloster gehen wird.Am Anfang fragt man sich noch: Wie soll das gehen, die Geschichte in 90 Minuten? Da jagen sich die Ereignisse (und die Lacher) und die Schauspieler überschlagen sich beinah, scheinen kaum mitzukommen bei der enormen Geschwindigkeit des Zeitverlaufs und sind hin und her gerissen, wer den Anstoß zur nächsten Anekdote liefern darf. Dass man als Zuseher nach nur wenigen Sekunden sofort weiß, was der Hintergrund der knappen Szene ist, zeugt von der Pointiertheit der Darbietung (mehr als nur solide Allgemeinbildung freilich vorausgesetzt). Kurzweilig und amüsant.

Gegen Ende hin allerdings wird das Stück löchrig, bis in den letzten Sekunden nur mehr ein Schlagabtausch einzelner Stichworte auf der Bühne stattfindet. Dass dies eine tiefere Bedeutung hat, die sich jedoch nicht gleich erschließt, ist nicht ausgeschlossen. Auf den ersten Blick jedoch ist das letzte Viertel inhaltsarm. Schade, denn das schmälert den Charme und entlässt das Publikum mit dem nicht ganz befriedigenden Gefühl, ein nur passables Stück gesehen zu haben. Was diesem jedoch – gesamt gesehen – definitiv nicht gerecht wird.

Zurück